Zwei Jahre nach dem aktuellen Golf erblickte Ende 2014 auch endlich der neue Passat B8 das Licht der Welt. Die Produktzyklen beider Modelle beliefen sich in der Vergangenheit zumeist auf 4 oder 5 Jahre und verliefen zeitversetzt. Da die Neuzulassungen des Passat größtenteils gewerblicher Natur sind, findet sich die Kombiversion alias Passat Variant am häufigsten. Limousine und Coupe (CC) fristeten bisher eher ein Nischendasein.
Obwohl der Passat außen nicht länger wird, steht im Innenraum mehr Platz zur Verfügung. Durch die eingerahmten Frontlichter und die passende Kühlerverzierung wirkt die Karosserie jetzt viel breiter. Am Heck werden die beiden breiten Auspuffendrohre angedeutet, die der sportlicheren R-Line Ausstattungsvariante vorbehalten sind.
Der Innenraum ist angenehm gut gedämmt, ohne dass man sich jedoch von der Außenwelt abgeschirmt fühlt. Kofferraum und Sitzbereiche fallen groß aus. Der kleine 1.4 Liter Benziner (Fotos: 1,2,4 – Bruttolistenpreis: ~34.000€) kommt gut vom Fleck, am meisten Spaß macht mir aber auch hier der 2.0 Liter Diesel DSG (Foto: 5 – Bruttolistenpreis: ~39.500€).
Innenraum und Bedienung
Meine geliebte und allmächtige VW-Lenkradfernbedienung ist auch wieder mit an Bord. Der linke Teil steuert den Tempomat, der rechte das Multifunktionsdisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser. Unterhalb des Tempomates befindet sich außerdem eine zweite Einstellungsmöglichkeit für die Lautstärke, unterhalb der MFA-Steuerung Vor- und Zurücktaste für das Mediasystem.
Aus dem Passat B7 war ich die kleineren Bildschirme und die etwas träge Software gewohnt. Die aktuellen Bildschirme scheinen besser entspiegelt, größer und hochauflösender. Die Software reagiert gefühlt schneller und verfügt nun auch über die aus Golf gewohnte Handerkennung. Nähert sich etwas dem Bildschirm oder genauer gesagt dem Sensor darunter (schwarzer Streifen), so werden die Bedienfelder im Bildschirm vergrößert und beschriftet dargestellt (Foto: 3). Im Gegensatz zu anderen Herstellern ist der Bildschirm weniger fingerabdruckempfindlich, vermeiden lassen diese sich bei Benutzung des Touchscreens trotzdem nicht (siehe zweites Cockpitfoto). Umso schöner, dass sich das Interface großteils auch ohne den Touchscreen bedienen lässt.
Musik lässt sich über die bei VW üblichen Schnittstellen einspeisen. Die Anschlüsse finden sich im Handschuhfach und im Fach unter der Armlehne. Neben dem SD-Kartenslot für die SD-Karte des Navigationsgerätes findet sich noch ein zweiter Slot. Die Kopplung von Bluetoothgeräten ist mit wenigen Klicks erledigt und die Wiedergabe wird bei der nächsten Fahrt auch automatisch fortgesetzt, sofern man nicht zum Radio umschaltet. Selbst den Sound der Standardausführung der Boxen in Golf und Passat empfinde ich als sehr angenehm, das Dynaudiopaket klingt noch mal besser.
Der Start- und Stopknopf bei der schlüssellosen Variante ist im Vergleich zum Passat B7 etwas weiter weg vom Fahrer gewandert, bleibt aber trotzdem bequem erreichbar.
Oberhalb des Displays befindet sich die obligatorische Analoguhr und die Steuerung der Parkassistenzsysteme (Foto: 7). Die Zierleiste suggerierte eine aufregende Haptik, entpuppt sich aber, wenn man dem Zwang drüberzustreichen nicht widerstehen kann, als glattes Plastik. Wer damit nicht klarkommt, kann auf die klassische Holzoptik ausweichen.
Bei Parkplatzsuche, Kollisionskurs und Notfall
Neben akustischem und optischem Abstandswarner, sowie optionaler Rückfahrkamera, steht auch der Parkassitent wieder zur Auswahl. Dieser kann nicht nur automatisiert rückwärts in seitliche Parklücken rangieren, sondern hat als erstes Fahrzeug der Welt gelernt, vorwärts einzuparken.
Der Kollisionswarner ähnelt dem, den ich beispielsweise von Volvo oder Mercedes bereits kannte. Stellt ein erkanntes Hindernis eine Gefahr dar, wenn die aktuelle Geschwindigkeit beibehalten wird, so warnt das System optisch und akustisch eindringlich vor der drohenden Kollision. Logischerweise berechnet das System die Beschleunigung von Hindernissen nicht mit ein. Fährt der Vordermann plötzlich erst langsamer und biegt dann trotzdem zügig ab, sodass er nie wirklich eine Gefahr darstellte, schlägt das System trotzdem an. Die Warnung ist meiner Meinung nach trotzdem wichtig, da der Abbieger auch ohne ersichtlichen Grund plötzlich bremsen könnte und gerade in solchen Situationen schon kürzeste Ablenkungen fatale Folgen haben können. Verwirrend war allerdings die Kollisionswarnung in einer leichten Rechtskurve, als auf einer Linksabbiegerspur voraus eine Autoschlange stand, die eigene Spur allerdings komplett frei war. Spurhalte- oder zumindest Spurwarnsysteme sind bereits bei vielen Herstellern zu finden. Es müsste doch möglich sein, diese mit dem Kollisionswarner zu koppeln, da der klassische „SMS am Steuer“-Fahrer zwar einigermaßen die Spur halten kann, nicht aber auf eine plötzliche Vollbremsung des Vordermannes reagieren kann.
Serienmäßig ausgestattet ist der Passt mit einem Notfallassistenzprogramm. Schläft der Fahrer ein oder erleidet gar einen medizinischen Notfall, fährt das Auto selbstständig weiter und warnt dabei optisch und akustisch, sowie durch ruckartiges, kurzes Bremsen. Reagiert der Fahrer nicht umgehend, wird eine Bremsung bis zum Stillstand eingeleitet und die Warnblinkanlage eingeschaltet. Das macht auch auf der linken Spur einer Autobahn mehr Sinn, als ein unkontrolliertes Fahrzeug sich selbst zu überlassen. Da es sich nicht um eine Vollbremsung handelt, sollte der Hintermann ausreichend Zeit zum Reagieren haben.
Schlüssel
Der Schlüssel des Passat nähert sich wieder dem VW-Design. Der normale Schlüssel im Plastikgehäuse ist überraschend leicht und fühlt sich wertig an. Die verchromte Version ist deutlich schwerer und edler. Natürlich ist auch hier ein mechanischer Notschlüssel enthalten, damit zumindest der Zugriff auf das Fahrzeug permanent gewährleistet ist.
Da ich bisher nur in Fahrzeugen mit Start-/Stopknopf saß, weiß ich nicht, inwieweit es überhaupt noch den klassischen Schlüssel fürs Zündschloss gibt und ob der aus dem B7 bekannte Steckschlüssel (siehe: Foto unten) inzwischen ausgedient hat.