Ende September erinnerte ich mich im einzigen Beitrag des Monats an ein Spaßauto, dessen Anschaffungs- und Betriebskosten denen einer Eigentumswohnung in bester Lage entsprechen. Man glaube es kaum, aber Fahrspaß gibt es auch für den Bruchteil einer Immobilie. Wem Prestige bei der Fahrzeugwahl nicht das Wichtigste ist und das passende Kleingeld für die Luxus- oder Sportklasse ohnehin grade fehlt, der kann sich auch in der Kompaktklasse mit dem Gaspedal selbst in den Sitz pressen. So ziemlich alle namhaften Hersteller bieten aufgebohrte 2-Liter Benziner oder gar entsprechende Diesel mit dem passenden Drumherum an.
Als um die Jahrtausendwende herum der Seat Leon seine Erfolgsgeschichte zu schreiben begann, dauerte es nicht lange bis auch hier verschiedene, hochmotorisierte Versionen angeboten wurden. Damals sogar noch Sechszylinder. Bei der Namensgebung geht Seat hier seit jeher einen Schritt weiter und fügte der Modellbezeichung nicht bloß einen Buchstaben oder ein Wort hinzu, sondern tauft den sportlichen Leon „Seat Cupra“. Wenn man dann das erste Mal erfährt, dass der so schön klingende Name „Cupra“ bloß eine Abkürzung für „Cup Racing“ ist, blutet einem das Herz. Ein wenig zumindest.
Traditionell teilt sich der Leon eine Basis mit anderen Modellen der Kompaktklasse des Mutterkonzerns Volkswagen. So basiert der aktuelle Seat Leon III auf der selben Plattform (Modularer Querbaukasten) wie auch der Golf VII, Audi A3 (8V) und Škoda Octavia III.
Der abgebildete Cupra 265 leistet 195 kW, was umgerechnet etwa – Überraschung – 265 PS entspricht. Über die Vorderräder werden bei einem Kampfgewicht von ~1,3 Tonnen stolze 350 Nm auf die Straße gebracht. Wenn man den Cupra nun ordentlich tritt, dann reagiert er, wie man es erwartet: Er schreit auf und das Beschleunigen macht dann so viel Spaß, dass man das gesparte Geld im Vergleich zum Porsche ruhig zur Tankstelle tragen kann, denn die angegebenen 6,7 Liter Durchschnittsverbrauch lassen sich selbst im Eco-Modus wohl kaum erreichen.
Wer klotzen will, nicht kleckern, für den stehen noch Cupra 280 und Cupra 290 bereit. Wie viel PS diese leisten, dürfte offensichtlich sein, oder? Und was bringen die paar PS mehr? Anstelle der 5,9 Sekunden, die der Cupra 265 DSG für die Beschleunigung auf 100 km/h benötigt, benötigt Cupra 280 DSG 5,8 und der Cupra 290 DSG 5,7 Sekunden. Jeweils also 0,1 Sekunden schneller. In Worten: NULL KOMMA EINS. Applaus.
Innen erkennt man die enge Verwandschaft zu Volkswagen dann unter anderem am DSG, sowie an Navi, Infotainment und Bordcomputer.
Und damit der Kunde, stolz wie Harry, nicht vergisst, dass er einen Cupra fährt, ist das entsprechende Symbol einfach gefühlt überall angebracht. Natürlich am Kühlergrill und auf der Heckklappe, aber auch auf dem Lenkrad (siehe: Bild oben) oder im Tacho:
Vor dem Schalthebel:
Und auf dem „Drive Mode“ Knopf:
Der entsprechende Drivemode „Cupra“ lässt das DSG freudigst hochdrehen. Die Nadel des Drehzahlmessers fliegt Gang für Gang auf den roten Drehzahlbereich zu wie die Motten in das Licht. Welche gnadenlos unnötige, aber geichzeitig passende Metapher. Wenigstens klingt der Cupra dann nach Drehzahl und nicht nach Motte.
Im Stoff der Rückenlehne findet sich dann noch der Schriftzug „Cupra“. Im Gegensatz zu all den Cupraemblemen im und am Fahrzeug, wirkte dieser hingegen leicht minimalistisch und dementsprechend edel. Apropos edel: Die Innenverkleidung inklusive Armaturenbrett in schwarz-weißer Leder/Stoffoptik gefiel mir besser, als alle GTI-Innenausstattungen, die ich bisher zu Gesicht bekam.
Und wat kostet der Spaß?
Mir fällt es etwas schwer, den Cupra im Vergleich zu den Sportkompakten des Mutterkonzerns einzuordnen. Leistungstechnisch ist er er dem Golf GTI deutlich überlegen, an den Golf R kommt er allerdings nicht heran. Preislich rangiert er sogar knapp unterhalb des GTI.
links: Leon 1.4 TSI „Style“ — rechts: Leon 1.8 TSI FR
links: GTI „Performance“ DSG — rechts: Cupra 265 DSG
Der Wald- und Wiesen-Leon 1.4 TSI mit 125 PS ist in der Variante „Style“ mit ca ~24.000 € gelistet (oben links). Sowohl optisch als auch leistungstechnisch sportlicher kommt der Leon 1.8 TSI FR mit 180 PS daher, was den Preis in Richtung 28.800,00 € treibt (oben rechts).
Der Cupra 265 DSG hingegen hat einen Bruttolistenpreis von ~35.800 € (unten rechts). Much money. Ein ähnlich ausgestatteter Golf GTI Performance DSG mit 230 PS schlägt laut Liste allerdings mit ~38.000 €, der auf dem unteren Bild (links) gar mit ~42.500€ zu Buche.