Range Rover Evoque – Frischer SU-Wind

Nach dem Renault Captur (siehe: Artikel vom 21. Mai) musste schleunigst ein SUV her, das die Einsortierung in diese Fahrzeugklasse auch verdient: Der Range Rover Evoque. Wobei es inklusive Markenbezeichnung wohl korrekt Land Rover Range Rover Evoque heißen müsste. Um Obelix zu zitieren: „Die spinnen, die Briten“.

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SUV – Super unpraktisches Vehikel
Bevor ich mich aber dem weißen Fliegenfänger widme, möchte ich mich noch einmal über SUVs auskotzen. Während die Neuzulassungen für Geländewagen nämlich stagnieren oder gar rückläufig sind, erfreuen sich SUVs hingegen auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Die abwertend als „Hausfrauenpanzer“ bezeichneten Riesen findet man immer häufiger dort, wo man eigentlich praktischere Fahrzeuge erwarten würde: In Großstädten (siehe: Smart Werbespot[1]). Wo sollten sie denn auch sonst fahren? Geländetauglich sind die meisten ja nicht. Außerdem muss ein Statussymbol auf Rädern doch ausstrahlen, dass man sich weder aus Kosten- noch aus Umweltgründen einschränken lässt. Oder so.
„Aber-aber-aber die Insassensicherheit?“. Dafür braucht man heutzutage keinen Panzer. Vor allem nicht in Zeiten, in denen Fußgänger- und Passivsicherheit bei der Entwicklung endlich eine zentrale Rolle spielen. Schwer vorstellbar, aber man selbst ist in einem Fahrzeug nicht sicherer, nur weil man dem potenziellen Unfallgegner jegliche Überlebenschancen abspricht.
Die erhöhte Sitzposition lasse ich als ausschlaggebendes Kaufargument auch nicht gelten, denn diese bieten auch Familienvan und Kleinbus, in denen man wenigstens ausreichend Platz hätte. SUVs basieren immer häufiger auf Fahrzeugen der Kompaktklasse und verfügen somit auch über ein entsprechendes Platzangebot.

Evoque – Eigentlich doch tolles Vehikel
Wie sinnvoll ist es eigentlich, sich in einem Beitrag über ein bestimmtes SUV über die ganze Fahrzeugklasse auszulassen? Der geneigte Leser hat entweder schon eine Meinung zu SUVs (und die Seite daher eventuell schon wieder verlassen) oder möchte sich eine Meinung bilden (auch dann wird er wahrscheinlich längst zu einem Quell neutralerer Informationen weitergezogen sein). Falls an dieser Stelle noch jemand mitlesen sollte, so wird er oder sie überrascht sein, wie gut der Evoque bei mir davon kommt. Übrigens zählt er zu den Compact-SUVs und ist tatsächlich geländefähig. Was sagst du dazu, Captur? Dass ich wieder Äpfel mit Birnen vergleiche? Ja, das mache ich gerne.

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Motorisierung und Preis
Während der Benzinmotor des Evoque ganz klassisch aus dem Hause Ford kommt, liefert PSA Peugeot Citroën die Dieselmotoren. Und die machen Spaß, obwohl sich die Neungangautomatik mit der Beschleunigung selbst beim Kickdown eine gefühlte Ewigkeit lang Zeit lässt. Trotz Gewicht, Motorisierung und Geländefähigkeit kann man den Evoque überraschend sparsam fahren. Auf den beiden Fotos oben sieht man den Evoque SD4 Dynamic. Der namensgebende SD4 Dieselmotor leistet mit 2.2 Litern Hubraum ca. 190 PS und bringt 420Nm auf die Straße. Motor und gehobenere Ausstattungslinie (Dynamic) führen allerdings zu einem Bruttolistenpreis von ~55.700 €. Verzichtet man auf ein paar PS und Extras, kann man mit dem unten abgebildeten Evoque TD4 Pure knappe 10.000 € sparen.

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Außen
Beim Aussehen scheiden sich die Geister. Ignorieren wir die kritischen Stimmen doch einfach. Meiner Meinung nach passt der Evoque nämlich perfekt zum aktuellen Land Rover Stil. Die für die bekannten, älteren Modelle charakteristischen Züge scheinen auch hier noch durch. Trotzdem wirkt der Evoque nicht wie ein Auto von gestern. Vielmehr entgegnet er dem optischen Einheitsbrei der gängigen Hersteller mit angenehm frischen Wind.

Innen
Schon als ich mich das erste Mal in einen Evoque setzte – genauer gesagt beim ersten Öffnen der Tür – fiel mir die Mittelkonsole auf. Was ist das denn für ein Loch da drunter? Ein Ablagefach, an das man nicht richtig drankommt? Egal was es ist, ich mag es. Sieht aus wie beispielsweise im Volvo XC60. Und so sammelte der Evoque bezüglich seines Innenlebens schon Pluspunkte bei mir, bevor ich überhaupt drin saß.

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Gleich danach fiel mir der Schalthebel des Neungangautomatikgetriebes auf, denn dieser war weder ein Hebel, noch greifbar. Eher ein Schalt-Knauf-Rädchen, das erst einmal in der Mittelkonsole versenkt bleibt (siehe: Bild oben) bis man den Startknopf betätigt. Jaguar verbaut so etwas schon seit ein paar Jahren, aber im Gegensatz zu Volvo, gehören die ja quasi zur Familie. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass Schalten buchstäbliches am Rad drehen ist, kommt man damit problemlos zurecht. Setzt man sich dann allerdings wieder in ein anderes Auto, ist Vorsicht geboten. Je nach Hersteller verstellt man durchs Drehen dann nämlich maximal den Radiosender oder die Lautstärke und erinnert sich hoffentlich vorm Gasgeben daran, dass das gerade eben nicht der Schaltknauf war.

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Die Armaturen sind mit dem bezogen, was ich „Knautschleder“ nenne. Keine Ahnung was es wirklich ist, aber sowohl Haptik als auch Optik überzeugen mich. Die auffälligen Ziernähte zwingen dann auch den desinteressiertesten Beifahrer dazu, das Armaturenbrett anzufassen und zu knautschen.
Das Mediasystem wirkt nur auf den ersten Blick unaufgeräumt. Nach kurzer Eingewöhnung weiß man den Funktionsumfang zu schätzen. Die Knöpfe an den Seiten des Bildschirmes sind ebenso bedienungsfreundlich dimensioniert wie die virtuellen Knöpfe für die Touchscreenbedienung. Das Display ist überraschend unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken.
Das 380-Watt Meridian Soundsystem der Ausstattungslinie „Dynamic“ klingt mit seinen 10 Boxen und getrennt einstellbarem Subwoofer voll und kräftig.

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Und dann?
Bei Neuanschaffungen schaut man heute mehr denn je auf die Wertstabilität eines Fahrzeuges und laut den Marktbeobachtern von Schwacke schlägt der Evoque in dieser Disziplin jegliche Konkurrenz[2].
Ich sollte anfangen, Lotto zu spielen. Mit dem Evoque gesellt sich nämlich ein weiteres, sau teures Spielzeug auf die „Wirst du eh nie haben“-Wunschliste.
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[1]: Video: Smart Werbespot „Offroad“ vom 18. Oktober 2013 auf Youtube.com (abgerufen am 7. Juni 2015)
[2]: Spiegel: Artikel vom 3. November 2014 auf spiegel.de/auto (abgerufen am 7. Juni 2015)